
Nach 20 Jahren: Gibraltars Glücksspielgesetz bekommt ein Generalupdate
Nach zwei Jahrzehnten erhält Gibraltars Glücksspielregulierung eine grundlegende Modernisierung. Ab dem 1. Oktober 2025 müssen Lizenznehmer strengere Auflagen erfüllen und eine echte Geschäftsbasis vor Ort nachweisen. Für reine Briefkastenfirmen wird die Luft damit dünn.
- Zukünftig benötigen auch B2B-Dienstleister wie Softwareentwickler oder Marketingagenturen eine offizielle Lizenz, um in Gibraltar tätig sein zu dürfen.
- Die neue Präsenzpflicht schreibt vor, dass alle Lizenznehmer echte Büroräume und festangestelltes Personal vor Ort nachweisen müssen.
- Ein faires, gestaffeltes Gebührenmodell, das sich an der Unternehmensgröße orientiert, ersetzt die bisherigen starren Pauschalgebühren.
Strengere Regeln, klare Trennung: Das ändert sich bei den Lizenzen
Ein neues Zeitalter für die Glücksspielbranche in Gibraltar bricht an: Am 1. Oktober 2025 tritt die “Gambling Bill 2023” in Kraft und ersetzt den seit 2005 bestehenden Gambling Act. Was auf den ersten Blick wie eine reine Formalie wirkt, ist in Wahrheit eine komplette Neuausrichtung.
Das britische Überseegebiet reagiert damit auf die rasanten technologischen Entwicklungen der letzten Jahre und will seinen Ruf als seriöser und stabiler Lizenzstandort festigen. Die Reform zielt darauf ab, die Regulierung an die digitale Realität anzupassen und die Kontrollmechanismen deutlich zu verschärfen.
Das Herzstück der Reform ist eine klare Neustrukturierung der Zuständigkeiten. Die alte Gesetzgebung galt als nicht mehr zeitgemäß, da sie die komplexen Geschäftsmodelle der heutigen iGaming-Industrie nur unzureichend abbildete. Künftig gibt es eine saubere Trennung von Lizenzvergabe und Aufsicht:
- Die Gambling Authority ist allein für die Erteilung von Lizenzen zuständig.
- Der Gambling Commissioner übernimmt die Überwachung, kontrolliert die Einhaltung der Regeln und ahndet Verstöße.
Diese Aufteilung soll die Prozesse effizienter und transparenter gestalten. Eine der weitreichendsten Änderungen ist die Ausweitung der Lizenzpflicht auf B2B-Dienstleister. Bisher konnten viele Zulieferer ohne eigene Lizenz agieren. Das ist nun vorbei.
Ob Softwareentwickler, Echtgeld Online Casinos Plattformbetreiber, CRM-Anbieter oder Marketingagenturen – sie alle benötigen künftig eine offizielle Genehmigung aus Gibraltar. Damit verbunden ist eine weitere klare Ansage: Wer keine Lizenz besitzt, darf auch keine Glücksspielwerbung mehr schalten.
Schluss mit Briefkastenfirmen: Echte Präsenz wird zur Pflicht
Die wohl spürbarste Neuerung für viele Unternehmen ist die eingeführte Präsenzpflicht. Die Zeit, in der eine einfache Postadresse in Gibraltar genügte, um von den Vorteilen des Standorts zu profitieren, ist endgültig vorbei. Lizenznehmer müssen handfeste Beweise für eine tatsächliche physische Anwesenheit vorlegen. Dazu gehören konkret angemietete Büroräume und festangestelltes Personal vor Ort.
Auch die Köpfe hinter den Unternehmen rücken stärker in den Fokus. Schlüsselpersonen wie CEOs oder Compliance-Verantwortliche müssen strengere persönliche Zulassungsverfahren durchlaufen. Zudem nimmt die Behörde Eigentümerstrukturen genauer unter die Lupe. Bereits bei einer Änderung der Beteiligungsverhältnisse von nur 5 % ist eine Meldung und Genehmigung erforderlich.
Die Botschaft ist klar: Wer in Gibraltar lizenziert ist, meint es ernst und muss sich zum Standort bekennen. Dennoch zählt die Lizenz aus Gibralter nicht für Online Casinos in Deutschland, da diese GGL-lizensiert sein müssen.
Ein Lichtblick bei den Kosten: Das neue Gebührenmodell
Neben all den neuen Pflichten gibt es für die Anbieter aber auch eine gute Nachricht, die vor allem kleineren Firmen zugutekommt. Die starren, pauschalen Lizenzgebühren werden abgeschafft. An ihre Stelle tritt ein flexibles, gestaffeltes Modell, das sich an der Größe und dem Geschäftsumfang des jeweiligen Anbieters orientiert.
Kleinere Unternehmen atmen auf, da sie künftig deutlich geringere Gebühren zahlen müssen, während große, umsatzstarke Betreiber stärker zur Kasse gebeten werden. Dieses System schafft eine fairere Kostenverteilung. Zusätzlich winken Rabatte für Firmen, die Lizenzen für mehrere Geschäftsbereiche gleichzeitig beantragen. Das macht den Prozess nicht nur günstiger, sondern auch schlanker.
Was sich ändert, ist nicht die finanzielle Attraktivität, sondern der Grad der erforderlichen Verpflichtung. Gibraltar positioniert sich damit noch deutlicher als Qualitätsstandort, der auf Substanz statt auf reine Steuervorteile setzt. Für die lokale Wirtschaft ist das ein enormer Gewinn, denn mehr physische Präsenz bedeutet mehr Arbeitsplätze und eine stärkere Verankerung der Industrie vor Ort.
Für etablierte Betreiber mit bestehenden Lizenzen ändert sich vorerst nichts – ihre Lizenzen bleiben gültig, und sie können ihren Betrieb ohne Unterbrechung fortsetzen, während sie von den klareren und moderneren Rahmenbedingungen profitieren.
