Markus Belz Redaktionsleiter

Veröffentlicht am: 10.09.2025

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GGL mahnt: Finger weg von illegalen Gesellschaftswetten

Das Wichtigste in Kürze:
  • Gesellschaftswetten sind Wetten auf politische, gesellschaftliche oder Unterhaltungsereignisse und funktionieren ähnlich wie Sportwetten, meist als Langzeitwetten.
  • In Deutschland sind solche Wetten nach dem Glücksspielstaatsvertrag 2021 verboten, da sie leicht manipulierbar sind, und Teilnahme, Vermittlung oder Bewerbung ist strafbar.
  • International floriert der Markt, insbesondere in Ländern wie Großbritannien oder Österreich, wo Buchmacher auf Unterhaltung, Politik oder Spezialwetten legal setzen dürfen.

In den Medien tauchen immer häufiger Wetten auf politische Wahlergebnisse, TV-Show-Gewinner oder sogar Kriegsverläufe auf. Solche Gesellschafts- oder Unterhaltungswetten, etwa auf Plattformen wie Polymarket, sind in Deutschland verboten. Die GGL warnt eindringlich vor den rechtlichen Konsequenzen und den Risiken, die mit diesen illegalen Angeboten verbunden sind.

Was sind Gesellschaftswetten überhaupt?

Im Gegensatz zu den etablierten Sportwetten dreht sich bei Gesellschaftswetten nichts um Fußball, Tennis oder Basketball. Stattdessen stehen Ereignisse aus dem öffentlichen und sozialen Leben im Mittelpunkt. Die Themen sind dabei so vielfältig wie das gesellschaftliche Geschehen selbst.

Der Grundgedanke der Anbieter ist, ein breites Publikum anzusprechen, das sich vielleicht nicht für Sport oder Book of Ra online interessiert, aber eine starke Meinung zu Politik oder Unterhaltung hat. So entsteht ein Wettmarkt für Themen, die ohnehin im öffentlichen Diskurs stehen.

Die Bandbreite der Wettgegenstände ist enorm. Im Bereich der Politik gehören Wetten auf den nächsten US-Präsidenten, das Ergebnis der deutschen Bundestagswahl oder die Zusammensetzung von Parlamenten zum Standardrepertoire internationaler Buchmacher.

Im Unterhaltungssektor sind besonders große TV-Events populär. Dazu zählen Wetten auf den Sieger des Eurovision Song Contest, den Gewinner von Shows wie „The Masked Singer“ oder „Let’s Dance“ sowie auf Preisverleihungen wie die Oscars.

Manch ein Anbieter geht noch weiter und nimmt skurrile oder makabre Wetten ins Programm, etwa darauf, wann der erste Mensch den Mars betritt oder ob bis zu einem bestimmten Jahr der Beweis für eine flache Erde erbracht wird.

Die häufigsten Gesellschaftswetten
Kategorie Beispiele für Wetten Typischer Anbieter
Politik US-Präsident, Bundestagswahl, Parlament-Zusammensetzung Internationale Buchmacher
Unterhaltung Eurovision Song Contest, „The Masked Singer“, Oscars Polymarket, britische Bookies
Skurrile/Makabre Erster Mensch auf dem Mars, Nachweis einer flachen Erde Spezialanbieter online

Vom Prinzip her funktionieren Gesellschaftswetten identisch zu Sportwetten. Ein Buchmacher eröffnet einen Markt für ein Ereignis, legt verschiedene mögliche Ausgänge fest und versieht jede Option mit einer Quote. Wettende setzen dann Geld auf das Ergebnis, das sie für am wahrscheinlichsten halten. Liegen sie richtig, erhalten sie eine Auszahlung entsprechend der Quote. Liegen sie falsch, geht der Einsatz an den Anbieter. Meist handelt es sich um Langzeitwetten, bei denen weit im Voraus auf ein zukünftiges Ereignis getippt wird.

Ein Blick in die Geschichte: Vom Gentlemen’s Club zum Online-Bookie

Die Idee, auf nicht-sportliche Ereignisse zu wetten, ist keineswegs neu. Die organisierte Form der Gesellschaftswette hat ihre Wurzeln im 18. Jahrhundert in den exklusiven Gentlemen’s Clubs der britischen Aristokratie. Diese Clubs dienten als „zweites Heim“ für die männliche Oberschicht, in dem man sich entspannte, debattierte und diversen Freizeitbeschäftigungen nachging – einschließlich des Glücksspiels. In vielen dieser Clubs wurden Bücher geführt, in denen die Mitglieder ihre Wetten untereinander festhielten.

Eine überlieferte Anekdote verdeutlicht den oft aus Langeweile geborenen Charakter dieser Wetten: Es wird von einer Wette berichtet, bei der darauf gesetzt wurde, welcher von zwei Regentropfen an einer Fensterscheibe als Erster den unteren Rahmen erreicht. Diese spontanen, unter den Anwesenden ausgehandelten Wetten auf alltägliche Situationen sind der direkte Vorläufer dessen, was heute als professionelle Gesellschaftswette bekannt ist. Es ist daher kein Zufall, dass gerade traditionelle britische Buchmacher auch heute noch für ihr umfangreiches Sortiment an Politik- und Unterhaltungswetten bekannt sind.

Die rechtliche Lage in Deutschland: Ein klares Verbot

Während Gesellschaftswetten in Ländern wie Großbritannien oder Österreich ein fester Bestandteil vieler Wettportfolios sind, ist die Situation in Deutschland eindeutig und strikt. Die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL) stellt klar, dass solche Wetten nach dem Glücksspielstaatsvertrag 2021 (GlüStV 2021) nicht erlaubnisfähig und somit illegal sind. Das Verbot ist keine willkürliche Entscheidung, sondern hat einen konkreten Grund: die hohe Manipulationsgefahr.

Laut § 3 Abs. 1 Satz 4 in Verbindung mit § 4 Abs. 5 des GlüStV 2021 sind Wetten auf Ereignisse, deren Ausgang nicht zweifelsfrei und objektiv überprüfbar ist oder die leicht manipuliert werden können, grundsätzlich verboten. Bei politischen Wahlen, Gerichtsurteilen oder dem Ausgang einer Jury-bewerteten TV-Show ist das Manipulationsrisiko ungleich höher als bei einem Sportereignis mit klaren Regeln und transparenten Ergebnissen. Der Gesetzgeber hat daher ausschließlich Wetten auf definierte Sportereignisse als genehmigungsfähig eingestuft.

Legal vs. illegal in Deutschland
Merkmal Legal (lizenzierte Anbieter) Illegal (Gesellschaftswetten)
Rechtliche Grundlage GlüStV 2021, GGL-Lizenz Keine Lizenz, verboten
Manipulationsrisiko Niedrig, überprüfbar Hoch, schwer kontrollierbar
Teilnahme in Deutschland Erlaubt Strafbar
Beispiele Sportwetten, staatliche Lotterien Wetten auf Politik, TV, Kriegsverläufe

Die Konsequenzen dieses Verbots sind weitreichend und betreffen nicht nur die Wettanbieter. Strafbar macht sich nicht nur, wer solche Wetten veranstaltet oder vermittelt. Auch die Bewerbung dieser Wettangebote sowie – und das ist für Wettspieler entscheidend – die aktive Teilnahme daran sind strafbar. Wer in Deutschland echtes Geld auf den Ausgang der US-Wahl oder den nächsten Dschungelkönig setzt, bewegt sich im Bereich des illegalen Glücksspiels.

Um Teilnehmern eine sichere Orientierung zu geben, führt die GGL eine offizielle „Whitelist“. Auf der Webseite der GGL ist jeder Anbieter gelistet, der über eine gültige deutsche Erlaubnis verfügt und somit legales Glücksspiel betreibt. Das bedeutet: Keine progressiven Jackpot Slot Angebote, keine Live-Tischspiele und keine Live Casino Gameshows.

Der Markt außerhalb Deutschlands: Ein florierendes Geschäft

Die strenge deutsche Regulierung erklärt, warum Werbeanzeigen und Artikel über Gesellschaftswetten oft von Quellen aus dem Ausland, beispielsweise Österreich, stammen. Dort ist die Rechtslage eine andere, und Buchmacher dürfen diese Wettmärkte legal führen. Für deutsche Kunden ist das jedoch irrelevant, da für sie das deutsche Recht gilt, unabhängig davon, wo der Anbieter seinen Sitz hat.

Auf den internationalen Plattformen werden Gesellschaftswetten oft direkt im sogenannten „Sportsbook“ neben den klassischen Sportarten geführt. Gängige Kategorien sind „Unterhaltung“, „Politik“ oder „Spezialwetten“. Um neue Wettspieler für diese Märkte zu gewinnen, werden häufig auch spezielle Bonus Angebote aufgelegt, etwa für Großereignisse wie den Eurovision Song Contest.

Für die Wett-Branche sind diese Formate attraktiv, da sie eine völlig neue Zielgruppe erschließen: Menschen, die sich für öffentliche Debatten und Popkultur begeistern, aber mit Sportwetten nichts anfangen können. Das erklärte Ziel ist es, den Nervenkitzel einer Wette einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Genau diese Ausweitung des Glücksspiels auf potenziell manipulierbare gesellschaftliche Bereiche will der deutsche Gesetzgeber unterbinden.

Markus Belz - Redaktionsleiter bei onlinecasinosdeutschland.de
Markus Belz Redaktionsleiter bei
Markus Belz, geboren 1984 in Berlin, ist Redaktionsleiter bei onlinecasinosdeutschland.de und lebt in Frankfurt. Er liebt Radfahren, Fußball und Poker. Seine Leidenschaft für Glücksspiele begann in Las Vegas. Seit 2012 im Team, leitet er es seit 2014. Mit seinem Motto „Jeder ist seines Glückes Schmied“ liefert er verlässliche Infos über Online Casinos.

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