NetBet zieht sich aus Deutschland zurück: Stiller Abschied trotz Lizenz
Der Online-Glücksspielanbieter NetBet hat seine Aktivitäten auf dem deutschen Markt fast vollständig eingestellt. Trotz einer gültigen Lizenz der Gemeinsamen Glücksspielbehörde der Länder (GGL) sind Neuregistrierungen und Einzahlungen seit Anfang Dezember nicht mehr möglich. Wir beleuchten die Hintergründe dieses stillen Rückzugs und die Auswirkungen auf die deutsche Glücksspielbranche.
Der schleichende Prozess des Abschieds
NetBet wählte für das Ende seiner operativen Tätigkeit in Deutschland nicht den Weg über eine öffentliche Pressemitteilung, sondern informierte Bestandskunden direkt per E-Mail. Bereits im November kündigte der Betreiber an, dass ab dem 1. Dezember keine neuen Spielerkonten mehr erstellt werden können. Dieser Schritt kam für viele Marktbeobachter überraschend, da die Marke jahrelang als feste Größe unter den seriösen Casinos galt und viel in den Markteintritt investiert hatte.
Aktuell präsentiert sich die Webseite für Nutzer aus Deutschland stark eingeschränkt. Während der Login für bestehende Kunden technisch noch funktioniert, wurden essentielle Funktionen entfernt. Einzahlungen sind nicht mehr durchführbar und das Spielportfolio wurde massiv bereinigt. Beliebte Slots von großen Providern wie Merkur, Novomatic oder Pragmatic Play sind verschwunden, was das verbleibende Angebot faktisch unspielbar macht.
Auch der Kundensupport gibt auf Nachfrage nur noch spärliche Informationen heraus und verweist auf die geänderten Geschäftsbedingungen. Für Spieler, die noch Guthaben auf ihren Konten haben, besteht jedoch kein Grund zur Panik. Auszahlungen sind weiterhin möglich und werden bearbeitet, da der Anbieter rechtlich an die Vorgaben der Regulierungsbehörde gebunden bleibt.
Lizenzstatus sorgt für Verwirrung
Ein Blick auf die offizielle Whitelist der Gemeinsamen Glücksspielbehörde der Länder (GGL) offenbart eine interessante Diskrepanz zur Realität. Die NetBet Enterprises Ltd. wird dort weiterhin als legaler Inhaber einer Erlaubnis für virtuelle Automatenspiele geführt. Rein rechtlich dürfte das Unternehmen seine Dienste in Deutschland also vollumfänglich anbieten, nutzt diese Möglichkeit jedoch momentan bewusst nicht.
Dieses Vorgehen deutet auf taktische Überlegungen im Hintergrund hin. Eine offizielle Rückgabe der Lizenz wäre ein endgültiger Schritt, der eine spätere Rückkehr in den Markt extrem erschweren und bürokratisch aufwendig machen würde. Indem die Lizenz formal behalten, der Betrieb aber ruhend gestellt wird, hält sich der Konzern Optionen für die Zukunft offen. Für Spieler entsteht dadurch jedoch eine undurchsichtige Situation, da ein offiziell gelisteter Anbieter keinen Service mehr leistet.
Wirtschaftliche Hürden im regulierten Markt
Die Ursachen für den Rückzug sind primär in den strengen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen des Glücksspielstaatsvertrags zu suchen. Die Kombination aus einer Einsatzsteuer von 5,3 Prozent auf jeden einzelnen Spin und dem strikten 1-Euro-Einsatzlimit drückt massiv auf die Gewinnmargen der deutschen Casinos. Zusätzlich verursachen die technische Anbindung an das LUGAS-Zentralsystem und die OASIS-Sperrdatei hohe laufende Kosten, die erst einmal erwirtschaftet werden müssen.
Für Anbieter, die nicht zu den absoluten Marktführern gehören, wird die Luft in diesem Umfeld zunehmend dünn. Um profitabel zu arbeiten, benötigt es eine kritische Masse an aktiven Spielern, die die hohen Fixkosten der Regulierung decken. NetBet scheint diese Rechnung als nicht mehr tragfähig bewertet zu haben, was den abrupten Stopp der Geschäftstätigkeit erklärt. Ohne signifikante Marktanteile wird das legale Geschäft in Deutschland schnell zum Verlustgeschäft.
Hinzu kommen die starken Einschränkungen im Marketingbereich. Das Werbeverbot zu bestimmten Uhrzeiten und die strikten Vorgaben für Affiliate-Marketing erschweren es kleineren Marken, neue Kunden zu gewinnen. Im Wettbewerb mit den großen TV-Werbetreibenden ziehen Anbieter wie NetBet oft den Kürzeren, da die Akquisekosten pro neuem Spieler (CPA) unverhältnismäßig steigen.
Auswirkungen auf die Kanalisierung
Der Fall NetBet ist kein isoliertes Ereignis, sondern reiht sich in eine Phase der Marktkonsolidierung ein. Wenn selbst etablierte Marken mit gültiger Lizenz das Handtuch werfen, ist das ein Warnsignal für die Politik. Es zeigt deutlich, wie schwierig der Spagat zwischen striktem Spielerschutz und einem wirtschaftlich attraktiven Angebot geworden ist, den legale Betreiber in Deutschland meistern müssen.
Langfristig birgt diese Entwicklung Gefahren für den Kanalisierungsauftrag des Staatsvertrags.
Wenn das legale, geprüfte Angebot schrumpft oder für Anbieter unattraktiv wird, steigt der Anreiz für Nutzer, auf den Schwarzmarkt auszuweichen. Illegale Casinos ohne Steuerabgaben und Limits profitieren direkt von jedem Rückzug eines regulierten Wettbewerbers, was den Zielen des deutschen Glücksspielrechts zuwiderläuft.




Werde Teil der Diskussion!