
Stefan Mandel: Mathematiker und Erfinder der Lottogewinn-Formel
- Stefan Mandel entwickelte ein mathematisch fundiertes System, das es ihm ermöglichte, Lotterien durch vollständige Abdeckung aller Kombinationen zu gewinnen – insgesamt 14-mal.
- Durch clevere Kalkulation, Teamarbeit und exakte Logistik konnte Mandel in Australien und später in den USA Millionenjackpots erzielen.
- Gesetzesänderungen, technische Limits und finanzielle Restriktionen machten seine Methode heute praktisch unmöglich.
Der Lottojackpot gilt als Inbegriff des Zufalls – ein Spiel mit der Laune des Glücks. Doch ein rumänischer Mathematiker widersetzte sich genau dieser Vorstellung. Stefan Mandel knackte im Laufe seines Lebens 14-mal den Jackpot, nicht durch Glück, sondern durch ein systematisch entwickeltes mathematisches Verfahren und präzise Analyse.
Der Beginn einer Erfolgsgeschichte
Stefan Mandel wurde in Rumänien geboren und wuchs in einem Land auf, das in den 1960er-Jahren unter kommunistischer Führung mit wirtschaftlicher Not, Arbeitslosigkeit und Versorgungsengpässen kämpfte. Als Mathematiker und Ökonom verfügte Mandel zwar über analytische Fähigkeiten, jedoch nicht über Reichtum. Der Lebensstandard war niedrig, Perspektiven gab es wenige. Doch Mandel war ehrgeizig und auf der Suche nach einem legalen, aber effektiven Weg, um dieser Situation zu entkommen.
Anstatt auf Schwarzmarktgeschäfte oder Kriminalität zu setzen, widmete er sich einer anderen Frage: Wie lässt sich die Gewinnwahrscheinlichkeit in einer Lotterie mit Hilfe der Mathematik beeinflussen? Seine Überlegungen führten zu einem Konzept, das er „Combinatorial Condensation“ nannte. Dabei handelte es sich nicht um ein Wahrsage-System, sondern um eine Strategie, die durch systematische Erfassung aller möglichen Kombinationen auf einen sicheren Gewinn abzielte – vorausgesetzt, die Rahmenbedingungen stimmten.
Lotto ist nicht das einzige Glücksspiel, bei dem strategisches Denken und systematisches Handeln maßgeblich zum langfristigen Erfolg beitragen können. Auch Spiele wie Poker oder Blackjack basieren nicht ausschließlich auf Glück, sondern verlangen ein tiefes Verständnis von Wahrscheinlichkeiten, Risikomanagement und psychologischer Intuition.
Während bei Karten- und Casinospielen jedoch meist Taktik in Echtzeit gefordert ist, zielte Stefan Mandels Ansatz beim Lotto auf das komplette Durchdringen mathematischer Möglichkeiten – mit einem Planungshorizont, der weit über einzelne Spielzüge hinausging.
Der erste Gewinn in Rumänien
Mandels erste Anwendung seines Systems erfolgte in Rumänien. Damals galt das Spielprinzip „6 aus 49“, was mathematisch 13.983.816 mögliche Kombinationen ergibt. Mandel rechnete aus, dass bei Auswahl von 15 Zahlen und der gezielten Kombination der daraus resultierenden Tipps die Gewinnchancen deutlich erhöht werden konnten. Sein Algorithmus reduzierte die Anzahl der nötigen Tipps auf 569, die er mit vier Freunden aufteilte. Jeder von ihnen kaufte 228 Scheine pro Ziehung.
Diese Strategie zahlte sich aus: Mandel gewann rund 72.783 rumänische Leu – nach heutigen Maßstäben inflationsbereinigt etwa 14.360 Euro. Das Geld reichte aus, um Rumänien zu verlassen. Mandel bestach die Behörden, sicherte die nötigen Papiere und verließ mit seiner Familie das Land. Ziel: Australien. Der Gewinn war nicht nur ein Geldbetrag, sondern ein Sprungbrett in ein neues Leben.
Australien: Die Geburt des Lotto-Syndikats
In Australien analysierte Mandel verschiedene Lotterien und stieß auf eine interessante Lücke im System. Manche Lotterien hatten Jackpots, die größer waren als der finanzielle Aufwand, um alle möglichen Kombinationen zu spielen.
Ein Beispiel: Bei einer Lotterie mit dem System „6 aus 40“ gibt es 3.838.380 mögliche Kombinationen. Kostete ein Tipp 1 australischen Dollar, betrug der Gesamtaufwand zum Abdecken aller Kombinationen ebenfalls 3.838.380 Dollar. Lag der Jackpot jedoch bei über 10 Millionen Dollar, war ein Reingewinn rechnerisch unvermeidlich – vorausgesetzt, kein anderer Spieler wählte dieselbe Gewinnreihe.
Mandels System funktionierte unter klar definierten Bedingungen:
- Die Anzahl der Kombinationen musste überschaubar bleiben.
- Der Jackpot musste ein Vielfaches des Gesamtaufwands sein.
- Alle Kombinationen mussten rechtzeitig und korrekt eingereicht werden.
Mandel professionalisierte seinen Ansatz und baute ein sogenanntes Lottosyndikat auf. Er warb Investoren an, automatisierte die Erstellung der Spielscheine mithilfe von Computern und Druckern und reichte Millionen Kombinationen bei autorisierten Verkaufsstellen ein. Zwischen den 1980er und frühen 1990er Jahren gewann Mandel mit diesem System zwölf australische Jackpots – legal und mathematisch abgesichert.
Doch der anhaltende Erfolg blieb nicht unbeobachtet. Die australischen Behörden reagierten und änderten die Gesetzeslage. Es wurde verboten, dass Einzelpersonen oder Gruppen Spielscheine mit allen möglichen Kombinationen einreichen konnten. Auch computergenerierte Scheine wurden eingeschränkt. Damit war Mandels Strategie in Australien weitgehend blockiert.
Der größte Coup: Virginia, USA, 1992
Nach dem Eingreifen der australischen Regulierungsbehörden verschob Mandel seine Aktivitäten in die Vereinigten Staaten. Insbesondere die Lotterie des Bundesstaates Virginia erwies sich als vielversprechend. Dort lautete das Spielprinzip „6 aus 44“, was 7.059.052 mögliche Kombinationen ergibt – eine im Vergleich zu anderen Lotterien relativ geringe Anzahl.
Mandel gründete eine Agentur und richtete einen Trust ein, um das nötige Kapital zu beschaffen. Insgesamt beteiligten sich rund 2.500 Investoren, die zusammen etwa 9 Millionen Dollar investierten. Das Logistikzentrum für die Vorbereitung befand sich in Melbourne, Australien. Dort arbeiteten 16 Angestellte mit 30 Computern und 12 Laserdruckern drei Monate lang daran, sämtliche Kombinationen zu drucken.
Der Versand der Millionen Tickets in die USA war komplex und kostete allein 60.000 Dollar. Zusätzlich gingen einige Hunderttausend Scheine während des Transports verloren. Trotz dieser logistischen Schwierigkeiten reichte es für den entscheidenden Gewinn. Im Jahr 1992 gewann Mandel mit seinem Team den Hauptgewinn der Virginia Lottery in Höhe von 27 Millionen US-Dollar sowie weitere Nebenpreise im Wert von 900.000 Dollar.
Auch in den USA war sein Vorgehen zu diesem Zeitpunkt gesetzlich erlaubt. Dennoch wurde Mandel in rechtliche Auseinandersetzungen verwickelt, die sich über Jahre hinweg zogen. Selbst die CIA und das FBI befassten sich zeitweise mit dem Fall. Am Ende wurde er von allen Vorwürfen freigesprochen.
Das Ende des Systems: Gesetzesänderungen und Insolvenz
Mandels Strategie basierte auf Gesetzeslücken, die nach seinen Gewinnen zügig geschlossen wurden – nicht nur in Australien, sondern auch in den USA und anderen Ländern. Lotteriegesellschaften passten ihre Systeme an, schränkten Großabgaben von Spielscheinen ein und führten neue Regularien ein, um systematische Komplettabdeckungen zu verhindern.
Zwar war Mandel juristisch freigesprochen worden, doch die Kosten der Verteidigung, enttäuschte Investoren und langwierige Streitigkeiten brachten ihn an seine finanziellen Grenzen. 1995 meldete er Insolvenz an. Die Gewinne hatten sich durch die rechtlichen Kämpfe und internen Spannungen nahezu aufgelöst. Auch spätere Versuche, mit neuen Investment-Ideen Fuß zu fassen, blieben erfolglos.
Warum Mandels Formel heute nicht mehr funktioniert
Mandels Ansatz beruhte auf einem einfachen Prinzip: Man gewinnt zwangsläufig, wenn der Gesamtgewinn größer ist als der Einsatz für alle Kombinationen. Doch genau diese Konstellation ist in den meisten heutigen Lotterien nicht mehr gegeben.
Ein Beispiel: Beim deutschen Lotto 6aus49 ergeben sich 13.983.816 mögliche Kombinationen für die sechs Gewinnzahlen. Inklusive der Superzahl (0–9) steigen die Kombinationen auf 139.838.160. Bei einem Preis von 1,20 Euro pro Tipp läge der Gesamtaufwand bei über 167 Millionen Euro – zuzüglich Bearbeitungsgebühren. Da der Jackpot in Deutschland gesetzlich auf 50 Millionen Euro gedeckelt ist, entsteht ein finanzielles Defizit von über 100 Millionen Euro, wenn man alle Kombinationen abdecken wollte.
Auch beim Eurojackpot ergibt sich ein ähnliches Bild. Dort müssen 5 aus 50 Hauptzahlen sowie 2 aus 12 Eurozahlen richtig getippt werden – insgesamt also wieder rund 140 Millionen Kombinationen. Der mögliche Höchstgewinn liegt zwar bei 120 Millionen Euro, aber die Kosten für alle Kombinationen würden über 280 Millionen Euro betragen.
Zudem existieren in Ländern wie Deutschland Einsatzlimits. In der Regel darf pro Monat nicht mehr als 1.000 Euro für Lotterien ausgegeben werden. Selbst wenn die Kombinationen finanzierbar wären, scheitert die Umsetzung also an rechtlichen Beschränkungen.
Auch digitale Glücksspielanbieter wie Book of Ra Casinos oder Novoline Online Casinos unterliegen in Deutschland strengen gesetzlichen Vorgaben. Online Plattformen, die Spielautomaten oder andere virtuelle Angebote bereitstellen, sind verpflichtet, sich an die monatlichen Einsatzlimits zu halten. Spieler dürfen maximal 1.000 Euro pro Monat einzahlen.
Alternative Wege: Systemspiel und Spielgemeinschaften
Auch wenn Mandels Komplettstrategie heute nicht mehr umsetzbar ist, existieren noch legale Wege, um die Gewinnwahrscheinlichkeit moderat zu erhöhen. Systemscheine erlauben es, mehr als sechs Zahlen pro Spielfeld zu wählen, wodurch sich automatisch mehrere Kombinationen ergeben. So steigt die Wahrscheinlichkeit auf Treffer in verschiedenen Gewinnklassen, wenn auch mit entsprechend höheren Kosten.
Eine weitere Möglichkeit stellen Spielgemeinschaften dar. Dabei schließen sich mehrere Personen zusammen, um gemeinsam viele Tipps abzugeben. Die Kosten werden geteilt, ebenso wie eventuelle Gewinne. Dieser Weg lehnt sich an Mandels ursprüngliches Prinzip an, ohne dessen extremen Aufwand oder juristische Grauzonen zu berühren.


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