
Illegale Fun-Games in Niedersachsen: Der Landesregierung fehlt der Überblick
- In Niedersachsen fehlt eine landesweite Strategie gegen illegale „Fun Games“, es gibt weder belastbare Daten noch klare Zuständigkeiten oder Handlungsanweisungen für Kommunen.
- Die Geräte umgehen gesetzliche Vorgaben wie Einsatzgrenzen, Alterskontrollen und PTB-Zulassung, wodurch sie unreguliertes Glücksspiel mit hohem Suchtpotenzial ermöglichen.
- Während andere Bundesländer wie NRW oder Bayern mit Erlassen und Aufklärungskampagnen reagieren, verweist Niedersachsen auf den Bund und bleibt weitgehend untätig.
Im ganzen Land mehren sich Hinweise auf illegale Glücksspielautomaten, die als „Fun-Games“ getarnt sind. Niedersachsen fehlt laut CDU-Abgeordneter Lena-Sophie Laue jegliche Übersicht – es existieren weder verlässliche Zahlen zur Verbreitung noch klare Landesregeln, um sie effektiv aufzuspüren. Kommunen fühlen sich alleingelassen, während Experten von einem bundesweiten Problem sprechen. Behörden verweisen auf Zuständigkeitschaos und warten auf den Bund, doch erste Studien zeigen: eine starke Zunahme dieser Geräte und alarmierende Mängel im Spielerschutz.
Fun-Games: Verbotene Geldspielgeräte in Tarnung
Illegale Fun-Games tarnen sich äußerlich als harmlose Unterhaltungsgeräte, sind in Wirklichkeit jedoch illegale Geldspielgeräte, die Einsatz-, Gewinn- und Verlustbegrenzungen sowie Pausenregelungen umgehen. Sie verstoßen gegen die Spielverordnung (§ 6a SpielV) und ermöglichen unreguliertes Glücksspiel. Eine Bauartzulassung der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB), wie sie für Geldspielgeräte gesetzlich vorgeschrieben ist, liegt nicht vor. Auch die CE-Kennzeichnung fehlt häufig. Damit kämen sie für legale Casinos nicht infrage.
Kein Zahlenmaterial, keine Strategie: Niedersachsen im Blindflug
Die CDU-Landtagsabgeordnete Lena-Sophie Laue brachte das Problem mit einer Kleinen Anfrage an die niedersächsische Landesregierung ans Licht. Die Antwort offenbart mehr als nur ein bürokratisches Problem – sie zeigt ein grundlegendes Vollzugsdefizit. Laut Wirtschaftsministerium gibt es keine belastbaren Daten über die Verbreitung illegaler Glücksspielgeräte. Die Geräte werden statistisch nicht erfasst, eine gewerberechtliche Erhebungspflicht existiert nicht. Damit fehlt eine objektive Grundlage für gezielte Maßnahmen oder Kontrollen.
In Nordrhein-Westfalen wurde bereits vor Jahren ein sogenannter „Fun-Games-Erlass“ eingeführt. Dieser gibt Kommunen konkrete Handlungsempfehlungen für den Umgang mit illegalen Automaten an die Hand. Niedersachsen hingegen verzichtet bewusst auf ein vergleichbares Regelwerk. Die Begründung: Man wolle bundesweite Regelungen abwarten. Die Konsequenz: Kommunen stehen vor einem Problem, das sie weder quantifizieren noch wirksam bekämpfen können.
Kontrollverluste in Kommunen: Frust statt Handlungsspielraum
Gerade kleinere Kommunen geraten durch die zunehmende Verbreitung illegaler Automaten unter Druck. Sie verfügen weder über die personellen noch über die juristischen Mittel, um effizient gegen die Fun-Games vorzugehen. Viele Geräte sind technisch so manipuliert, dass sie schwer von legalen Automaten zu unterscheiden sind. Es fehlen klare Kriterien zur Identifikation – ein Problem, das in einer Studie der Automatenwirtschaft aus dem Jahr 2023 besonders hervorgehoben wurde.
In fast 87% der untersuchten Betriebe wurden Fun-Games gefunden. Das ist ein alarmierender Befund. Auch Städte wie Braunschweig, Ludwigshafen oder Hamburg erscheinen auf der Landkarte der Problemregionen. Dass selbst bei wiederholten Kontrollen illegale Spielangebote bestehen bleiben, spricht für ein strukturelles Vollzugsdefizit.
Ein lukratives Geschäft für Kriminelle
Die finanziellen Dimensionen illegaler Fun-Games sind erheblich. Einsätze von 200€ bis 500€ pro Spiel sind möglich. Das bedeutet: Innerhalb von wenigen Sekunden kann ein Spieler mehrere Hundert Euro verlieren – ohne jede rechtliche Begrenzung. Nur zur Info: Deutsche Online Casinos erlauben einen maximalen Einsatz von 1€ pro Spin.
In einigen Fällen lassen sich mit nur 5€ Einsatz bis zu 25.000€ gewinnen – ein Szenario, das fast unweigerlich zu starkem Verlustverhalten führt. Da das Gerät den Gewinn nicht direkt auszahlt, sondern die Beträge bar durch das Personal oder über digitale Speichermedien übergeben werden, entfällt jegliche Nachverfolgbarkeit.
Für den Staat bedeutet das einen erheblichen Steuerausfall. Gewinne werden unversteuert ausgeschüttet, Kontrollen laufen ins Leere. Für Spieler entsteht ein hohes Suchtpotenzial, da Schutzmaßnahmen wie Alterskontrollen, die Sperr-Abfrage im OASIS-System oder gesetzlich vorgeschriebene Pausenregelungen nicht angewendet werden. Und für legale Anbieter ergibt sich ein erheblicher Wettbewerbsnachteil: Während sie sich an strenge gesetzliche Auflagen halten müssen, operieren illegale Anbieter in einem faktisch rechtsfreien Raum.
Politisches Vakuum in Niedersachsen
Trotz dieser alarmierenden Fakten bleibt die Landesregierung passiv. Statt selbst aktiv zu werden, verweist man auf Zuständigkeiten des Bundes oder hofft auf kommende Regelungen aus Berlin. Dabei wäre ein Landeserlass – wie in Nordrhein-Westfalen – ohne weiteres möglich. Die Gewerbeämter, Ordnungsbehörden und Polizei benötigen klare und einheitliche Vorgaben. Nur dann können Kontrollen wirksam durchgeführt und Verstöße tatsächlich verfolgt werden.
Die Vielzahl der beteiligten Behörden – von der Gewerbeaufsicht über die Glücksspielaufsicht bis hin zu Gerichten – führt in Niedersachsen zu einem Kompetenzwirrwarr. Zuständigkeiten sind unklar, Abläufe uneinheitlich, Verantwortlichkeiten oft diffus. Das Wirtschaftsministerium betont, es sei nicht zielführend, Landesregelungen einzuführen, die „kurzfristig durch Bundesrecht überholt werden könnten“. Doch genau diese Haltung verschärft das Problem weiter, denn während man wartet, wächst das illegale Angebot.
Die größten Schwachstellen im Überblick
Illegale Fun-Games sind kein Nischenphänomen. Ihre Ausbreitung ist strukturell bedingt – durch technische Tricks, unklare Rechtslage und organisatorisches Chaos. Die zentralen Problemfelder lassen sich auf folgende Punkte verdichten:
- Es existieren keine verlässlichen Daten über Verbreitung und Häufigkeit illegaler Automaten in Niedersachsen.
- Eine klare gesetzliche Definition und Handlungsanweisung für kommunale Vollzugsbehörden fehlt.
- Die technische Ähnlichkeit zu legalen Geräten erschwert die Identifikation.
- Schutzmechanismen wie OASIS, Einsatz- und Verlustgrenzen werden vollständig umgangen.
- Die Geräte operieren ohne PTB-Zulassung und CE-Kennzeichnung.
- Zuständigkeiten sind auf mehrere Behörden verteilt – mit ineffizientem Ergebnis.
- Illegale Gewinne bleiben unversteuert, während der Staat Steuereinnahmen verliert.
- Spieler sind vollständig ungeschützt, Spielsucht wird aktiv gefördert.
Diese Schwachstellen zeigen, wie groß die Lücke zwischen geltendem Recht und tatsächlicher Umsetzung geworden ist. Sie zeigen aber auch, dass sich die Lage nicht ohne politischen Willen verbessern lässt.
Bayern spricht Klartext: Mit Gutachten, Film und Fakten gegen Fun-Games
Der Bayerische Automaten-Verband (BAV) macht seit Jahren auf die Gefahren illegaler Geräte aufmerksam. Auch der vom Verband veröffentlichte Aufklärungsfilm aus dem Jahr 2023 richtet sich gezielt an Behörden und Entscheidungsträger – mit dem Ziel, das Problembewusstsein zu schärfen. In Zusammenarbeit mit einer spezialisierten Anwaltskanzlei und dem Fachverband Gastronomie-Aufstellunternehmer wurde zudem eine Informationsplattform eingerichtet, um Meldewege zu vereinfachen und juristische Aufklärung zu leisten.
Ein weiteres wichtiges Element ist das von Prof. Dr. Dr. h.c. Michael Kubiciel vorgelegte Rechtsgutachten, das sich mit der strafrechtlichen Relevanz von Fun-Games befasst. Es identifiziert rechtliche Lücken, benennt klare Handlungsoptionen und wurde bereits an den Bundesjustizminister übergeben. In seinem Vortrag auf dem Glücksspielrechtstag bezeichnete Kubiciel die Fun-Games als „Glücksspiel auf Steroiden“ – ein deutlicher Hinweis auf die Intensität der Gefährdung.
Online Glücksspiel: Mehr Kontrolle und mehr Transparenz
Während der Kampf gegen illegale Glücksspielgeräte im stationären Bereich unter behördlicher Zersplitterung und Vollzugsdefiziten leidet, ist der Online-Glücksspielmarkt in Deutschland deutlich besser reguliert. Anbieter mit deutscher Lizenz unterliegen strengen Vorgaben, regelmäßigen Kontrollen und umfassenden Transparenzpflichten.
Anders als im stationären Umfeld, wo illegale Angebote schwer kontrollierbar sind, sorgt die digitale Regulierung für klare Standards. Spieler profitieren von lizenzierten Angeboten, rechtlicher Sicherheit und unabhängigen Testberichten, die bei der Auswahl seriöser Anbieter helfen.
Ein Online Casino Test vermittelt Lesern differenzierte Bewertungen, Informationen zum Lizenzstatus, zu Spielerschutzmaßnahmen sowie zu rechtlichen Rahmenbedingungen. Diese digitale Transparenz steht oft im Kontrast zur Intransparenz bei einigen landbasierten Anbietern – insbesondere in Bundesländern wie Niedersachsen, wo illegale Fun-Games häufig unbehelligt betrieben werden.
Andere Bundesländer zeigen, dass ein systematischer Umgang möglich ist: Nordrhein-Westfalen, Bayern und Hamburg haben gezielte Erlassregelungen, Aufklärungskampagnen und Kooperationsmodelle mit kommunalen Behörden eingeführt. Diese Maßnahmen bilden die Grundlage für effektive Kontrollen und eine Rückgewinnung der Marktordnung. Niedersachsen hingegen verharrt bislang überwiegend in der Rolle des Beobachters – mit spürbaren Konsequenzen für den legalen Spielbetrieb vor Ort.


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